Badische
Neueste Nachrichten | Karlsruhe | SÜDWESTECHO | 19.01.2018
Ditib verspricht "Offenheit und Transparenz"
Bei Informationsabend zum Moscheeprojekt in Karlsruhe gibt es
Bekenntnisse
– aber auch viele kritische Stimmen
Foto: DITIB Landesreligionsgemeinschaft Baden
DIE NEUE ZENTRALMOSCHEE von Ditib in der Karlsruher Oststadt
könnte, wenn es nach
den Vorstellungen der Gemeinde geht, so aussehen, der Bauantrag
ist allerdings noch nicht
eingereicht.
Neubau soll bisherige Moschee ersetzen
Vom Redaktionsmitglied Theo Westermann (BNN)
Karlsruhe. „Ditib-Zentralmoschee“ ist
ein großes Wort – bisher ist sie in einem alten, wenig ansehnlichen
Fabrikgebäude untergebracht. Doch dies soll sich ändern. Das bisherige Gebäude
in der Käppelestraße 3 ist der islamisch-türkischen Gemeinde längst zu klein geworden.
Nun soll innerhalb von zwei Jahren ein Gebäude errichtet werden, das über eine 17
Meter hohe Kuppel und ein 35 Meter hohes Minarett verfügt. Das Thema bewegt in Karlsruhe
die Öffentlichkeit. Der Bürgerverein Oststadt, eine Bürgerinitiative und der Trägerverein
der Ditib-Zentralmoschee gingen nun am Donnerstagabend mit den Plänen an die
Öffentlichkeit. 250 Bürger wollten sie sehen, der Saal war brechend voll, die
Emotionen förmlich mit Händen greifbar. Auch natürlich beim Hausherren Ditib,
der auf die Kommunalpolitik hofft und gerade den Bauantrag vorbereitet. „Der
Neubau ist unumgänglich, um den Muslimen eine würdige Heimat zu bieten,“ sagte
zu Beginn Lütfü Azal, Vorsitzender der Moscheegemeinde. Er verweist wie nach
ihm andere Redner aus dem Umfeld der Gemeinde auf die Verwurzelung in
Karlsruhe, auf die Respektierung von Menschenrechten und Gesetzen und
verspricht „Offenheit und Transparenz“.
Die Islamwissenschaftlerin
Derya Sahan stellt das Bauprojekt mit seinen Gebetssälen und Nebenräumen vor,
betont die Funktion einer neuen Moschee als Gemeindezentrum, und – ausdrücklich
– „wir betreiben hier keine Politik“. Denn dies steht natürlich im Raum: Die
Rolle von Ditib wird heute anders bewertet als vor Jahren. Und genau daran
entzündet sich auch Kritik vieler Fragesteller, unter die sich auch Aktivisten
einer betont islamkritischen bundesweiten Gruppierung namens „Pax Europa“
gemischt haben. Doch sie sind nur ein Ausschnitt kritischer Stimmen. Karlsruher
fragen, ob es wirklich ein Minarett sein müsse, fragen nach der Unabhängigkeit
vom Regime Erdogan, auch nach der Rolle der Frau im Islam. Auf dem Podium mahnt
die evangelische Pfarrerin Ulrike Krumm zu Offenheit und Dialog, als die Töne
allzu scharf werden.
Foto: Jodo
WIRBT FÜR
DAS PROJEKT: Lütfü Azal, Vorsitzender der Moscheegemeinde, betont die
Notwendigkeit.
Kommentar vom Redaktionsmitglied Theo Westermann (BNN) in der Samstagsausgabe Lokales 20.01.2018
Absolute Offenheit
Es ist zwar nicht der Hauptaspekt der Moscheedebatte, aber dass der Bürgerverein Oststadt zusammen mit einer anderen Oststadtinitiative sich des Themas angenommen hat und zusammen mit Ditib eine Infoveranstaltung wie nun am Donnerstagabend auf die Beine gestellt hat, ist nicht genug zu loben.Das ist inderTat die unersetzliche Funktion eines Bürgervereins: Debatten im Stadtteil aufgreifen und da agieren, wo eine Verwaltung nicht agieren kann – oder will. Die Debatte um den Neubau einer Ditib-Moschee hat viele Ebenen und sie löst Emotionen aus. Alleine mit dem Baurecht, auf das Baubürgermeister Michael Obert verweist, begegnet man diesen nicht in adäquater Weise. Die erste Ebene ist die klare Erkenntnis, dass der islamisch-türkischen Gemeinde der Bau einer Moschee nicht zu verweigern ist. Sie ist bereits dort ansässig, die bisherige Moschee, eine alte Fabrikhalle, reicht nicht mehr aus, die Gemeinde ist seit Jahrzehnten in Karlsruhe verwurzelt. Doch nun kommt die nächste Ebene ins Spiel: Einst war die türkische Religionsbehörde, deren Vertretung Ditib in Deutschland ist, Garant für die säkular ausgerichtete moderne Türkei. Dies hat sich völlig gewandelt, heute gilt Ditib als langer Arm des autoritärislamischen Regimes Erdogans. Mit Recht schauen die Politik und viele Bundesländer höchst kritisch auf die Rolle von Ditib, übrigens tun dies auch türkischstämmige Mitbürger. Für das, was sich in der Türkei geändert hat, können die Aktiven der hiesigen Moscheegemeinde nichts. Sie müssen sich aber dieser kritischen Bewertung stellen, denn die Gemeinde ist Teil des Ditib-Dachverbandes. Die Verantwortlichen der Moscheegemeinde haben Offenheit in dieser Debatte versprochen, dies haben sie am Donnerstagabend eingelöst. Auch wenn sie sichtbar überrascht waren vom Ausmaß der Skepsis, die ihren Planungen entgegenschlug. Ein Teil des Gegenwinds kam in der Tat von (auswärtigen) Aktiven einer Gruppierung „Pax Europa“ und wirkte arg auswendig gelernt. Doch es wurde auch viel Kritik von Karlsruher Bürgern geäußert und spürbar. Die Rolle Ditibs, die Rolle der Frau im Islam, die Sorge vor Parallelwelten in dem geplanten Gemeindezentrum, die Skepsis gegenüber einem 35 Meter hohen Minarett in der Oststadt: Wenn Politiker demokratischer Parteien diese Stimmen aufgreifen und thematisieren, auch eigene Skepsis empfinden und äußern, dann sollte man dies nicht als Populismus diffamieren. Das nennt man schlicht und einfach Demokratie. Der weitere Weg kann nur in absoluter Offenheit geschehen. Dafür war der Donnerstagabend schon mal ein gutes Zeichen.
Theo Westermann
Es ist zwar nicht der Hauptaspekt der Moscheedebatte, aber dass der Bürgerverein Oststadt zusammen mit einer anderen Oststadtinitiative sich des Themas angenommen hat und zusammen mit Ditib eine Infoveranstaltung wie nun am Donnerstagabend auf die Beine gestellt hat, ist nicht genug zu loben.Das ist inderTat die unersetzliche Funktion eines Bürgervereins: Debatten im Stadtteil aufgreifen und da agieren, wo eine Verwaltung nicht agieren kann – oder will. Die Debatte um den Neubau einer Ditib-Moschee hat viele Ebenen und sie löst Emotionen aus. Alleine mit dem Baurecht, auf das Baubürgermeister Michael Obert verweist, begegnet man diesen nicht in adäquater Weise. Die erste Ebene ist die klare Erkenntnis, dass der islamisch-türkischen Gemeinde der Bau einer Moschee nicht zu verweigern ist. Sie ist bereits dort ansässig, die bisherige Moschee, eine alte Fabrikhalle, reicht nicht mehr aus, die Gemeinde ist seit Jahrzehnten in Karlsruhe verwurzelt. Doch nun kommt die nächste Ebene ins Spiel: Einst war die türkische Religionsbehörde, deren Vertretung Ditib in Deutschland ist, Garant für die säkular ausgerichtete moderne Türkei. Dies hat sich völlig gewandelt, heute gilt Ditib als langer Arm des autoritärislamischen Regimes Erdogans. Mit Recht schauen die Politik und viele Bundesländer höchst kritisch auf die Rolle von Ditib, übrigens tun dies auch türkischstämmige Mitbürger. Für das, was sich in der Türkei geändert hat, können die Aktiven der hiesigen Moscheegemeinde nichts. Sie müssen sich aber dieser kritischen Bewertung stellen, denn die Gemeinde ist Teil des Ditib-Dachverbandes. Die Verantwortlichen der Moscheegemeinde haben Offenheit in dieser Debatte versprochen, dies haben sie am Donnerstagabend eingelöst. Auch wenn sie sichtbar überrascht waren vom Ausmaß der Skepsis, die ihren Planungen entgegenschlug. Ein Teil des Gegenwinds kam in der Tat von (auswärtigen) Aktiven einer Gruppierung „Pax Europa“ und wirkte arg auswendig gelernt. Doch es wurde auch viel Kritik von Karlsruher Bürgern geäußert und spürbar. Die Rolle Ditibs, die Rolle der Frau im Islam, die Sorge vor Parallelwelten in dem geplanten Gemeindezentrum, die Skepsis gegenüber einem 35 Meter hohen Minarett in der Oststadt: Wenn Politiker demokratischer Parteien diese Stimmen aufgreifen und thematisieren, auch eigene Skepsis empfinden und äußern, dann sollte man dies nicht als Populismus diffamieren. Das nennt man schlicht und einfach Demokratie. Der weitere Weg kann nur in absoluter Offenheit geschehen. Dafür war der Donnerstagabend schon mal ein gutes Zeichen.
Theo Westermann
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